Das innere Kind – was ist das?

Das innere Kind

Das „Innere Kind“ ist inzwischen ein Begriff, der uns in Büchern, Kursen und Meditationen begegnet. Jeder kann sich auch etwas darunter vorstellen. Aber was genau ist damit gemeint?

Persönlichkeitsanteil

In der Ego-State-Therapie finden wir eine differenzierte Antwort.

Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich um einen Persönlichkeitsanteil (ein Ego-State).

Persönlichkeitsanteile zu haben, ist normal, dies hat jeder Mensch. Sie bilden sich im Laufe des Lebens, oft in Verbindung mit Rollen, die wir übernehmen. Manche Anteile entwickeln sich weiter, manche entstehen neu – ganz natürlich, z.B. wenn ich Mama oder Papa werde.

Entstehung der Anteile

Eine Differenzierung ist wichtig, wenn wir anschauen, unter welchen Bedingungen ein Ego-State entstanden ist. Manche Anteile sind ohne emotionale Belastungen entstanden, andere wiederum haben sich unter Stress und einer Not heraus entwickelt.

Alle Anteile haben die Aufgabe, diesem Menschen in dieser konkreten Situation zu helfen.

Die „positiven“ Anteile bergen Kreativität, Lebensfreude und positive Gefühle und Gedanken.

Die unter Stress entstandenen Anteile tragen die belastenden Emotionen (Angst, Traurigkeit, Scham, Einsamkeit), Überzeugungen und Körperempfindungen in sich.

Alle Anteile könnte man wissenschaftlich formuliert als neuronale Netzwerke bezeichnen. Die positiv besetzten Anteile sind gut integriert in die Gesamtpersönlichkeit. Aber was ist mit den belasteten, aus einer inneren Not entwickelten Anteilen? 

Früh entstandener belasteter Anteil

Hier beginnt das Problem und wir kommen zum Thema „inneres Kind“.

Meist ist so ein belasteter Anteil in der frühen Kindheit entstanden. Wenn ein kleines Kind hohen Stress erlebt, z.B. nicht getröstet oder ausgeschimpft wird, bildet sich so ein belasteter Anteil. Dies geschieht, um diesen kleinen Menschen vor der Wucht des Schmerzes zu schützen.

Entwicklungstrauma

Genau dieses Geschehen in der frühen Kindheit wird mit „Entwicklungstrauma“ bezeichnet.

Unsere Psyche kann mit einem Notprogramm eine Abtrennung von Gefühlen reagieren. Das heißt aber auch, diese Anteile bzw. Netzwerke sind nicht oder nicht so gut integriert. Sie sind isoliert und können sich deshalb auch nicht weiter entwickeln. Diese Gefühle sind nicht oder nur sehr schwer greifbar, wir erinnern sie nicht. Das ist die gute Sache daran.

Trigger

Die weniger gute Sache ist, dass diese Anteile getriggert werden können. Das heißt, in ähnlichen Situationen wir früher reagieren wir genau so, wie wir als Kind reagiert haben. Und das fühlt sich richtig schlimm an.

Genau dieser Anteil ist mit „innerem Kind“ gemeint.

Psychotherapie

In einer Psychotherapie können wir einen tief greifenden Wandlungsprozess anstoßen. Wir werden uns dieser Anteile bewusst und schenken uns und unserem „Inneren Kind“ unsere Aufmerksamkeit.

Dann können diese verletzten und vergessenen Anteile langsam heilen. Wir können sie nicht loswerden. Aber wir können sie annehmen. Wir lernen, sie zu verstehen und mit ihnen umzugehen. Damit finden wir zu einem inneren Frieden. Dies heißt dann Integration.