Reiz und Reaktion
Angst, Wut und Ohnmachtsgefühle sind existentielle Gefühle, die jeder Mensch kennt. Sie treten auf, wenn Bedürfnisse nicht erfüllt oder Grenzen überschritten werden oder wir uns hilflos ausgeliefert fühlen.
Auf Reize reagieren wir immer mit Reaktionen. Wie heftig diese ausfallen, hängt zum einen vom Menschentypen ab.
Zum anderen werden Reaktionen von den Prägungen aus der frühen Kindheit gesteuert.
Emotionaler Stress erzeugt Angst, Wut, Ohnmacht
Für ein Kind sind solche Situationen emotionaler Hochstress und brennen sich tief ein:
- allein gelassen werden,
- zu wenig Einfühlsamkeit,
- zu wenig liebevolle Zuwendung,
- Bestrafung durch Liebesentzug,
- geschlagen werden,
- ignoriert werden,
- ausgeschimpft werden,
- viel Streit in der Familie,
- viele wechselnde Bezugspersonen,
- Trennung von der wichtigsten Bezugsperson)
Am Anfang des Lebens wird die Reizschwelle gelegt, ab wann ein Reiz (das Verhalten eines anderen Menschen oder eine Situation) eine Bedrohung und Gefahr darstellt.
Fehlende Sicherheit
Bei Menschen mit frühkindlichen Verletzungen (emotionaler Hochstress) liegt diese Schwelle sehr niedrig. Das Gefühl der Sicherheit (Urvertrauen) konnte nicht genügend aufgebaut werden.
Auf Gefahr (Angstsituation, Schock, Stress) reagieren wir Menschen mit Reflexen, die auch im Tierreich gelten: Flucht, Angriff oder Totstellen. Diese spontanen Reaktionen ermöglichen es, sehr schnell zu reagieren.
Gefühle von großer Angst führen zum Erstarren oder Abhauen, die Wut ermöglicht zu kämpfen, das Gefühl der Ohnmacht macht schmerzunempfindlich.
Impulsives Verhalten als Folge von Trauma
Bei einem traumatisierten Menschen ist deshalb die Spanne zwischen Reiz und Reaktion sehr kurz.
Das heißt, dieser Mensch fühlt sich zum Beispiel sofort angegriffen, verteidigt sich sofort, wird sofort (unangemessen) wütend, bekommt Panikattacken wie aus dem Nichts, fühlt sich ohnmächtig, vermutet überall eine Gefahr, ist überängstlich, hat Angst, die Kontrolle zu verlieren, haut ab, rennt weg, entzieht sich der Auseinandersetzung, fühlt nichts mehr, flieht in Süchte oder sucht Betäubungen.
Psychotherapie zum bewussten Fühlen und Reagieren
In einer Traumatherapie haben Sie die Möglichkeit, frühere erlittene Verletzungen bewusst zu machen und zu verarbeiten. Dann werden Sie nicht mehr so sehr von den Instinkten und Reflexen gesteuert. Sie lernen Ihre Gefühle bewusst zu fühlen und angemessen zu reagieren.