Trauma der Kriegsenkel

Wer sind die Kriegsenkel?

Die Kölner Journalistin und Autorin Sabine Bode greift in ihren Büchern „Die vergessene Generation“ und „Kriegsenkel“ das Thema der Nachgeborenen des zweiten Weltkriegs auf.

Die Bürde des unsicheren Lebensgefühls

Erst jetzt offenbart sich, dass die Jahrgänge der 60er und 70er oft massiv unter den Folgen des längst vergangenen Krieges leiden. Das ist die sog. „Boomer-Generation“.

Die Kriegskinder, die Elterngeneration dieser Jahrgänge, gaben ihre Ängste und das unsichere Lebensgefühl an ihre eigenen Kinder weiter.

Sabine Bode schreibt, dass es bisher eine intensive akademische Aufarbeitung des Weltkrieges gab, aber keine emotionale.

Verdrängung der Gefühle

Die Kriegskinder haben viele Gefühle verdrängt. Sie konnten nicht weinen. Sie wurden nicht getröstet. Sie tragen ein unverarbeites Trauma in sich.

Wenn dann später so eine Frau Mutter wird, spürt das ihr kleines Kind.

Es macht die Erfahrung: „Ich muss für meine Mama da sein und ihr Freude machen, sonst ist sie traurig. Dann wendet sie sich von mir ab und lässt mich allein.“

Folge: Beelterung

Diese sog. „Beelterung“ bedeutet eine massive Überforderung für ein Kind. Es sollte doch umgekehrt sein! 

Die Eltern müssen ein Kind emotional stabilisieren, damit es gesund aufwachsen kann.

Folge: fehlende empathische Reaktion der Mutter

Hinzu kommt die fehlende empathische Reaktion der Mutter bzw. der Eltern. Gesunde Erwachsene können das intuitiv. Wer jedoch ein tiefes Kriegstrauma in sich trägt, kann das nicht.

Das Weinen und Schreien des Kindes berührt die eigene (unbewusste) Hilflosigkeit und Bedürftigkeit. Das ist unerträglich. Deshalb geht ein so traumatisierter Erwachsener aus dem Kontakt. Er zieht sich zurück, lässt das Kind allein und beschäftigt sich mit etwas anderem.

Die Bürde Verlustangst

Dies hat schwer wiegende Folgen für ein Kind. Es wächst mit einer tiefen Verlustangst auf.

Vor diesem Hintergrund offenbart sich, weshalb etwa (nach den Recherchen der Autorin) jeder Dritte Deutsche von oft unerklärlichen Ängsten heimgesucht wird. Er hat kein sicheres Lebensgefühl, obwohl dafür kein Grund genannt werden kann.

Betroffene fühlen sich oft blockiert und haben Angst vor neuen Dingen.

Fehlende emotionale Nähe zu eigenen Eltern

Kriegsenkel machen die Erfahrung, dass sie Eltern emotional nicht erreichen können. Gespräche bewegen sich nur an der Oberfläche. Die Eltern können keine emotionale Nähe zulassen. Sie haben alles für ihre Kinder getan und enorm viel geleistet. Aber die Beziehungen haben keine Wärme.

Es ist oft keine einfühlsame Unterstützung in Lebensfragen zu erwarten.

Herausforderung der Boomer-Generation

  • Manchen Eltern wird ihre damalige schwierige Situation jetzt im hohen Alter bewusst und sie beginnen darüber zu sprechen.

  • Etwa zehn Prozent der heutigen Senioren haben nachweislich eine posttraumatische Belastungsstörung und sind erkennbar psychisch krank. 

  • Eine weitere Gruppe von Senioren ist nicht ganz so schwer belastet. Sie zeigen aber ein auffälliges Verhalten. Sie können nicht richtig in Beziehung gehen. Sie interessieren sich nicht für die Welt der Jüngeren oder haben ein Schwarz-Weiß-Denken. Sie wollen sich gegen alle Gefahren absichern und nichts riskieren. Dieses ängstliche Verhalten haben dann deren Kinder oft übernommen.

Emotionale Aufarbeitung wichtig

Sollten Sie psychische Probleme haben, könnten dies damit zusammen hängen. Vielleicht können Sie nun das Verhalten Ihrer Eltern nun besser einordnen. Es ist wichtig, diese belastenden Erfahrungen aufzuarbeiten.

Therapeutisches Angebot

Sollten Sie einen Leidendruck spüren und sich oft überfordert fühlen, kann eine Therapie hilfreich sein.

Als Betroffene der Boomer-Generation weiß ich, dass ein Mensch aus diesen Erfahrungen heraus wachsen kann.

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