Niemand mag es, kritisiert zu werden. Es ist wie eine Maßregelung, eine Beurteilung. Doch für viele Menschen bedeutet Kritik sogar eine Verurteilung, d.h. eine Ablehnung der ganzen Person. Daraus kann sich eine regelrechte Angst vor Kritik entwickeln, wo man sich wie vernichtet fühlt. Wie kommt es dazu? Und was führt aus dieser Angstspirale wieder heraus?
Nüchtern betrachtet, gibt es verschieden Arten von Kritik. Eine Kritik vom Chef oder Partner kann helfen, mich in einem Bereich zu verbessern. Wird diese freundlich und nicht im Streit geäußert, kommt sie wie ein Hinweis oder eine Bitte an. Mache ich mir dies klar, kann ich damit als Mensch wachsen.
Doch oft kommt Kritik als Angriff an, der verletzt. Um sich zu schützen, schlage ich zurück, diskutiere, will mich rechtfertigen und kann die Kritik nicht annehmen. Weil ich mich sonst klein und ungerecht behandelt fühle.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, weshalb der andere die Kritik vorgebracht hat? Was ist seine Absicht? Möchte er mich wirklich klein machen und demütigen? Oder ist die Kritik berechtigt? Geht es in der Situation um die Sache oder um unsere Beziehung? Geht es vielleicht auch um ein Bedürfnis des anderen?
Diese Fragen sollen helfen, einmal einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Kritik heißt nicht immer Abwertung und Verurteilung. Hören Sie sich in Ruhe einfach erst einmal an, was der andere sagt, ohne sofort zu reagieren. Halten Sie kurz inne. Dann können Sie nachfragen, wie es gemeint ist. Oder nachdenken, ob es berechtigt ist. Habe ich wirklich etwas vergessen? Könnte ich es wirklich anders oder besser machen? Wir alle machen Fehler und können an uns arbeiten! Wenn aber der Ton verletzend war, kann ich das dem anderen sagen. Auch der andere ist lernfähig. Ich bin es wert, gut behandelt zu werden!
Falls die Kritik oder der Hinweis berechtigt war, haben Sie den Mut, dies zu bestätigen. Stehen Sie zu sich. Dies zeigt nicht Schwäche, sondern es zeigt Größe. Denken Sie daran: geht es um die Sache oder geht es meine Person? Kritik an meinem Tun und meinem Verhalten ist in Ordnung, Kritik an meiner Person ist nicht in Ordnung. Denn ich bin, so wie ich bin, okay.
Und damit sind wir beim Knackpunkt angekommen. Was denke ich über mich selbst? Mag ich mich so, wie ich bin? Kann ich mich selbst gut leiden? Kann ich nachsichtig mit mir selbst sein oder verurteile ich mich, wenn ich einen Fehler mache? Beschimpfe ich mich innerlich als Versager? Erwarte ich von mir, alles perfekt zu machen?
Fehler machen mich nicht zu einer schlechten Person, sondern zu einem Menschen. Ich habe das Recht, wie jeder andere auch, Fehler zu machen. Das ich vielleicht unangenehm, aber keine Katastrophe. Das ist das eine.
Und das andere ist, sich klar zu machen, dass der Kritiker auch nicht perfekt ist. Vielleicht war er im Stress und war ungerecht. Aber muss ich mich deshalb wie ein gemaßregeltes Kind fühlen? Nein.
Ich bin ein wertvoller und einzigartiger Mensch. Dies ist nicht abhängig vom Urteil eines anderen Menschen. Ich bin es wert, gut behandelt zu werden.