Dr. Elaine Aaron, die dieses Phänomen wissenschaftlich erforscht hat, nennt vier Merkmale, die hochsensible Personen kennzeichnen:
- Gründliche Informationsverarbeitung (intensive Reflektion, tiefes Nachdenken, Dinge hinterfragen, Erkennen von Zusammenhängen)
- Empfindsames Nervensystem (Übererregung, hohe Empfänglichkeit von Reizen, spüren von Stimmungen anderer Menschen, Stress durch Veränderungen)
- Intensives emotionales Empfinden (gefühlsmäßig schnell berührbar, langes Nachklingen von Emotionen)
- Empfindlichkeit der Sinne (empfindlicher gegenüber Lärm, Giften, Schmerz, Medikamenten, Gerüchen, erhöhte Allergiebereitschaft)
Es gibt nicht den Hochsensiblen, die Ausprägungen sind verschieden. Die Besonderheit Hochsensibilität kann ein Kind mit auf die Welt bringen. Andere Menschen entwickeln erst eine höhere Sensibilität im Laufe ihres Lebens, ausgelöst durch belastende, traumatische Lebensereignisse.
Eine hohe Sensibilität hat also etwas mit unserem Nervensystem zu tun und ist kein Zeichen von Schwäche! Deshalb wäre die Bezeichnung “hoch sensitiv” statt “hoch sensibel” korrekt.
Hochsensible werden oft nicht verstanden, weil es in unserer Gesellschaft keine große Wertschätzung für Gefühle wie Trauer und Verletzlichkeit gibt. Cool bleiben, den Schein waren ist angesagt. Schon in der Schule müssen die Kinder funktionieren, was zählt ist Leistung und Disziplin. Viele Kinder bekommen keine Unterstützung bei sozialen Problemen, werden in ihrem Stillsein nicht wahrgenommen und nicht geschätzt, werden als Weichei beschimpft, ausgegrenzt und sogar gemobbt. Dies kann irgendwann zur emotionalen Erstarrung führen, dass ein Mensch nichts mehr empfindet oder nur noch bei sehr starken Reizen etwas fühlt. Depressionen und Angsterkrankungen können eine Folge davon sein.
Damit wir nicht mehr unter der Besonderheit “Hochsensibilität” leiden, ist es unsere Aufgabe zu lernen, damit entsprechend umzugehen: 1. zu viele Reize vermeiden, 2. gut durch Stresssituationen kommen und 3. uns immer wieder von den vielen Reizen erholen.
Für manche Berufe ist es sogar von Vorteil, hochsensibel zu sein: im künstlerischen, sozialen und therapeutischen Bereich. Hochsensible sind meist hilfsbereit und haben ein hohes Einfühlungsvermögen. Deshalb könnte man auch von sozialer Hochbegabung sprechen.