Hier ein Beispiel, wie das Bewegungstraining die Aufmerksamkeit erhöht und die Impulsivität senkt (aus “Bewegungen, die heilen” Seite 43/44 von Dr. H. Blomberg):
“Anna war 10 Jahre alt, als sie mit dem rhythmischen Bewegungstraining begann. Mit Ausnahme der Feinmotorik war ihre motorische Entwicklung normal verlaufen. Als Baby durchlief sie die Krabbelphase und konnte im Alter von 1 Jahr laufen. Doch sie hatte große Schwierigkeiten mit der Konzentration und dem Stillsitzen in der Schule. Sie war leicht ablenkbar und zeigte eine geringe Ausdauer. Lesen und Schreiben bereiteten ihr keine Probleme, aber sie hatte große Schwierigkeiten beim Rechnen. Während der Mathematikstunden stand ihr eigens eine pädagogische Assistentin zur Seite, und wenn diese nicht da war, lief sie nur in der Klasse herum und störte die anderen.
Anna handelte spontan und hatte große Schwierigkeiten, aufzupassen und Anweisungen zu befolgen, insbesondere im Sportunterricht, an dem sie gar nicht teilnehmen wollte. Sie hatte schwache Knöchel und verstauchte sich leicht. Große Probleme hatte sie mit der Feinmotorik, insbesondere mit dem Binden von Schuhbändern und dem Zuknöpfen von Kleidungsstücken, und ihre Handschrift war schlecht.
Anna hatte auch emotionale Probleme. Sie fürchtete sich im Dunkeln, war verunsichert und beklommen, vor allem nachts. Beziehungen zu Gleichaltrigen gestalteten sich äußerst schwierig. Die Mädchen in ihrer Klasse hänselten sie oft; dann rannte sie weg und versteckte sich.
Als sie zum ersten Mal zu mir kam, testete ich ihre primitiven Reflexe, von denen viele aktiv waren. Der Spinale Galantreflex war besonders aktiv – und damit die Erklärung dafür, dass sie nicht still sitzen und keine eng anliegenden Kleidungsstücke tragen konnte. Auch der Moro-Reflex war äußerst aktiv – und damit verantwortlich für ihre Geräusch- und Berührungsempfindlichkeit sowie für ihre emotionalen Probleme. Ebenso aktiv waren der Palmar- und der Greifreflex – die Ursache für ihre Probleme mit der Feinmotorik.
Annas Trainingprogramm
Anna kam etwas mehr als 1 Jahr lang einmal im Monat zu mir. Sie machte zu Hause täglich 10 bis 15 Minuten lang ihre rhythmischen Übungen. Bei jedem Besuch bekam sie neue. Einige davon behielt sie die meiste Zeit bei. Bei ihren Übungen wurde sie unterstützt und korrigiert, damit sie sie so exakt wie möglich machte. Zusätzlich bekam sie spezielle Übungen zur Reflexintegration, bei denen ihre Mutter ihr half.
Nach 4 Monaten stellte ihre Mutter fest, dass Anna aufsässiger und übellauniger sei als vorher. Nach 5 Monaten hatten sich diese Verhaltensmerkmale wieder gebessert und sie war selbstsicherer.
Anna konnte sich in der Schule besser konzentrieren und die Schularbeiten gingen ihr besser von der Hand, auch das Rechnen. Wenige Wochen später hatte sie im Rechnen das Niveau ihrer Klassenkameraden aufgeholt. Auch im Sport lief es besser und sie ging gerne hin. Ganz besonders mochte sie Weit- und Hochsprung.
Nach einem halben Jahr wechselte sie nach den Sommerferien auf eine andere Schule und ihre Mutter verschwieg dort ihre Probleme. Es stellte sich heraus, dass sie sich gut konzentrieren konnte und keine zusätzliche Hilfe brauchte. Die Beziehung zu ihren Klassenkameraden gestaltete sich ohne Probleme und sie wurde nicht mehr gehänselt. Ihre Knöchel waren viel stärker geworden uns so begann sie mit Fußballtraining. Auch ihre Feinmotorik hatte sich erheblich gebessert.
Nach etwas über einem Jahr Bewegungstraining war die Angst vor der Dunkelheit verschwunden. Sie war auch nicht mehr überempfindlich gegenüber Geräuschen und Berührung und ließ sich nicht so leicht ablenken. Sie konnte problemlos still sitzen und enge Kleidung tragen. Obwohl sich die feinmotorischen Fähigkeiten sehr gebessert hatten, hatte sie immer noch gewisse Schwierigkeiten mit dem Zuknöpfen von Kleidungsstücken. Die Konzentration machte ihr praktisch gar nicht mehr zu schaffen und ihre Ausdauer war gut.”